Mein vergessenes Leben – Filmtipp zum Thema Demenz

Robert Atzorn ist ein Guter, auch das Drehbuch ist gut. Der Krankheit Demenz kann man dagegen wenig Gutes abgewinnen. Man verliert seine Umwelt und nach und nach sich selbst. Es gibt keine Heilung, lediglich Verzögerung. Gerade in jüngeren Jahren trifft es die erkrankten Menschen schwer. Wie bewältigt man den Alltag, wenn man Sekunde für Sekunde spürt, dass man nicht mehr Herr seiner geistigen Kräfte ist. Wie schafft man es, nicht zu verzweifeln. Ich betreue diese besonderen Menschen und liebe jeden Einzelnen von ihnen. Oft lachen wir gemeinsam, manchmal weinen wir. Aber nur kurz. Denn das Leben ist zu kurz zum Weinen. Ich beantworte Fragen, einmal, zweimal, dreimal. So oft, bis mein Gegenüber beruhigt ist, sich entspannen kann und nicht mehr auf der Suche ist.
„So warm, so weich, so schön“. Diesen schönen Satz habe ich heute gehört, als ich bei einer mir ans Herz gewachsenen alten Dame war und ihr den Arm gestreichelt habe. Das sind glückliche Momente, die auch ich genieße. Und ich genieße es, wenn ich Dinge erfahre, von denen ich noch nie etwas gehört habe. „Im Wimperg“. Wissen Sie, was das bedeutet? Ich schon! Denn ich darf mich jeden Tag mit diesen besonderen Menschen umgeben, die mir unglaublich viel beibringen und die mir sehr viel bedeuten. Es gibt unendlich viele Ressourcen, man muss sie nur sehen.
Eigentlich wollte ich einen Beitrag über den gestrigen Film „Mein vergessenes Leben“ schreiben, den es nun in der ZDF Mediathek zu sehen gibt.
Herausgekommen sind ein paar wenige Gedanken oder vielmehr Gefühle, die mich jeden Tag begleiten. Manchmal ist es auch Ablehnung, die mir begegnet und wie jeder Mensch, der nach Anerkennung sucht, muss ich erst wieder zu meiner Mitte finden, um zu begreifen, dass nicht ICH gemeint bin und ich nichts falsch gemacht habe, sondern dass der Mensch, der mir gegenüber sitzt, gerade jetzt unzufrieden ist, weil er nicht ausdrücken kann, was er ausdrücken will. Vielleicht ist er auch sauer auf mich, weil ich nicht in der Lage bin zu übersetzen, weil ich nicht verstehen kann.
Die Dankbarkeit, die mir Tag für Tag entgegen gebracht wird, auch von den Angehörigen, macht mich dankbar und glücklich. Natürlich wünschte ich, dass es ein Mittel gäbe, um diese Krankheit auszuschalten. Was passiert, wenn es meine Eltern trifft und sie mich nicht mehr erkennen und ich ihre Rolle einnehmen muss?
Eines weiß ich: Kälte, Sachlichkeit, Vorwürfe. Das braucht kein Mensch, den man liebt.

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